Die Jungschargruppe

Foto: Katholische Jungschar Salzburg

In deiner Pfarre gibt es keine Jungschar- oder Ministrant:innen-Gruppe? Du würdest gerne ein Angebot für Kinder in der Pfarre starten? Dann bist du hier richtig, denn hier findest du Tipps wie du Jungschar in der Pfarre neu aufbauen und mit einer Gruppe starten kannst und was für die Gruppenstunde und für dich als Leitung wichtig ist. 

Grundsätzliche Überlegungen

Was sind die Anforderungen an Gruppenleiter:innen?

Für eine Jungschar- oder Minigruppe brauchst du ein bis zwei Personen, die diese Gruppe leiten. Im Idealfall handelt es sich dabei um eine Frau und um einen Mann. Das muss aber nicht unbedingt so sein. Das Mindestalter ist 16 Jahre, da mit der Leitung einer Kindergruppe umfassende Verantwortung verbunden ist. Das heißt, dass ein:e Gruppenleiter:in die eigene persönliche Entwicklung bewusst einschätzen können muss, um sich auch gezielt mit dem befassen zu können, was für Kinder wesentlich ist. Vielleicht gibt es in deiner Pfarre auch Jugendliche, die dich als Gruppenhelfer:in (ab 14 Jahren) unterstützen können.

Wichtig ist, dass ein:e Gruppenleiter:in mehrere Jahre zur Verfügung steht. Ein häufiger Wechsel der Gruppenleiter:innen ist für die Kinder nicht günstig. Der zeitliche Aufwand umfasst die Vorbereitung und Planung einer wöchentlichen oder 14-tägigen Gruppenstunde und die Zusammenarbeit mit der Pfarre. Darüber hinaus sollte es die eine oder andere Aktion geben (Kinderfest, Nikolausfeier, Jungschar- bzw. Ministrant:innen-Lager ...).

Konkrete Schritte zur Gründung der Jungschar- oder Minigruppe

  1. Überleg, für welche Altersstufe die Jungschar- oder Minigruppe sein soll (z.B. acht- bis zehnjährige oder zehn- bis zwölfjährige Kinder). In der Pfarre müsste es Listen von den Erstkommunionen der letzten Jahre geben. Dort bekommst du die Namen und Adressen der Kinder. Als guten Startzeitpunkt für eine Jungschar- oder Minigruppe hat sich die Zeit nach der Erstkommunion erwiesen. Eine zweite Möglichkeit ist, in der Schule Werbung zu machen und mit Hilfe der Religionslehrer:innen Kinder für die Jungschar- oder Minigruppe zu finden.
  2. Lade die Kinder zu einer einmaligen Aktion ein: ein Spielnachmittag, ein Ausflug, ein Zirkus-Fest oder dergleichen; Eine schriftliche Einladung, die du persönlich an die Kinder verschickst, eignet sich sehr gut dazu.
  3. Wenn den Kindern diese Aktion gefällt, haben sie sicher Interesse daran, einander öfter zu sehen. Das ist der geeignete Zeitpunkt, zu einer regelmäßigen Gruppenstunde einzuladen. Für diesen Fall hast du am besten bereits vorher Einladungen für Jungschar- oder Ministunden vorbereitet.
  4. Dann kann es losgehen! Achte darauf, dass die ersten Gruppenstunden viele Aktivitäten beinhalten, die es den Kindern ermöglichen, sich aufeinander und auf das Gruppenleben einzustellen. Für jüngere Kinder gilt: viel spielen; Für ältere Kinder gilt: mithilfe origineller Methoden miteinander reden;

Wie informiere ich die Eltern?

Die Eltern der Jungschar- oder Minikinder haben natürlich Interesse daran, zu erfahren, wer das denn ist, zu dem ihre Kinder nun Woche für Woche kommen sollen. Und deshalb solltest du die Eltern gut informieren.

Auf jeden Fall sollten mindestens Ort und Zeit der ersten Gruppenstunde, sowie Name und Telefonnummer der Verantwortlichen enthalten sein.

Einen Muster-Elternbrief mit Anmeldeformular (inkl. Einverständniserklärung betreffend Fotos und Verwendung von Daten) findest du hier:

Elternbrief (doc)

Anmeldeformular (doc)

Wo treffen wir uns?

Wichtig ist, dass du für die Jungschar- oder Ministunden einen Raum zur Verfügung hast, zu dem ihr immer Zugang habt. In dem Raum muss Platz zum Spielen sein. Er soll aber auch eine gemütliche Atmosphäre möglich machen. Eine große Halle oder ein kleines Abstellkammerl sind für Jungschar- oder Ministunden nicht geeignet. Außerdem ist es sinnvoll, dass es auch Platz gibt, wo das Material aufbewahrt werden kann: Papier, Schreibzeug, ein Ball, ein großes Tuch, Scheren, Spagat, Liederbücher etc.

Welche Ausbildung gibt es für Gruppenleiter:innen?

Jedes Jahr bieten wir eine Gruppenleiter:innen-Schulung an, bei der die wichtigsten Grundlagen für die Jungschar- und Mini-Arbeit vermittelt werden. Zusätzlich finden regelmäßige Austauschtreffen (Regionaltreffen) und Studientage statt. Im Jungscharbüro findest du auch eine Reihe von Behelfen und Unterlagen mit praktischen Ideen für Einsteiger:innen.

Als Unterstützung für die Arbeit mit Jungscharkindern und Ministrant:innen erscheint viermal im Jahr unser Werkbrief Funk, den du gerne kostenlos im Jungscharbüro bestellen kannst.

Die Gruppenstunde

Wie lange dauert eine Jungschar- oder Ministunde?

Je nach Alter der Kinder sollte die Gruppenstunde zwischen einer (bei ca. 8-jährigen Kindern) und eineinhalb (ab ca. 10-jährigen Kindern) Stunden dauern. Wenn du bei einer einstündigen Gruppenstunde merkst, dass euch die Zeit einfach zu kurz ist, dann sollte es kein Problem sein, um eine halbe Stunde zu verlängern. Orientiere dich dabei auch an den Reaktionen der Kinder.

Es wäre gut, schon ca. eine Viertelstunde vor Beginn der Gruppenstunde für die Kinder da zu sein. Diese Viertelstunde vor der Gruppenstunde bietet den Kindern die Gelegenheit, persönlich mit dir in Kontakt zu kommen und zu plaudern.

Das WIE einer Gruppenstunde

  • erlebnisbetont statt erfolgsorientiert (Jungschar ist nicht Schule)
  • gemeinschaftsorientiert
  • altersgemäß (nach Entwicklungsstand > Über- und Unterforderung vermeiden)
  • bedürfnisorientiert
  • sinnhaft und zielführend (innerer Zusammenhang)
  • abwechslungsreich
  • durchführbar (Raum, Zeit, Betreuer:innen, Material, Finanzen, ...)
  • partizipativ (d.h. Kinder mitwirken und mitentscheiden lassen)

Brauche ich eine Jahresplanung?

Die Erstellung einer Jahresplanung ist arbeitsintensiv, aber sie zahlt sich aus - für dich, deine:n Helfer:in und für die Kinder.

Für die Kinder: weil sie wahrscheinlich viel abwechslungsreichere Gruppenstunden erleben werden, wenn du rechtzeitig zu planen und vorzubereiten beginnst.

Für euch: Weil ihr euch möglicherweise viel Stress und Arbeit während des Jahres erspart. Ihr wisst schon lange im Voraus, wann vorbereitungsintensivere Gruppenstunden stattfinden und könnt euch eure Zeit entsprechend einteilen. Auch umgekehrt - wenn ihr durch Arbeit oder Studium persönlich intensivere Zeiten im Jahr habt - könnt ihr weniger aufwändige Gruppenstunden vornehmen. Als Richtwert: zwei bis drei Stunden Aufwand am Anfang jedes Arbeitsjahres sollten reichen. 

Du kannst dich dabei am Jahreskreis, an Festen, an den Interessen der Kinder sowie an pfarrlichen Schwerpunkten oder aktuellen Ereignissen orientieren.

Themen und Methoden

Auch wenn Abwechslung Lebendigkeit bringt, braucht nicht immer jede Gruppenstunde ein besonderes Thema haben. Das würde die Kinder überfordern und irgendwann keinen Spaß mehr machen.

  • Thematische Gruppenstunde
  • Spielstunde im Gruppenraum oder im Freien
  • Bastelstunde, Singstunde
  • Pfarraktivitäten (Jungschargottesdienst, Pfarrwallfahrt, ...)
  • Aktionen und Ausflüge (schwimmen, ...) u.v.m.

Möglicher Aufbau

I. EINSTIMMUNGSPHASE: Spiele, Lieder, Gebet oder Gruppenritual ...

II. THEMATISCHER TEIL

1. Einstieg: spannend, interessant, provokant

2. Hauptteil: weiterführend, vertiefend, nähere Beschäftigung

3. Abschluss: zusammenfassend, gegebenenfalls vorausschauend auf das nächste Mal

III. AUSKLANG DER GRUPPENSTUNDE: ev. Reflexion, Spiele, Lieder, Gebet oder Gruppenritual ...

Reflexion und Nachbereitung

Eine Gruppenstunde endet mit der Nachbereitung. Dabei kannst du dir alleine oder im Austausch mit deinem:deiner Gruppenhelfer:in Gedanken zu nachfolgenden Fragen machen und/oder auch die Rückmeldung der Kinder miteinfließen lassen, die du bei der Reflexion der Gruppenstunde bereits gemacht hast.
 

Reflexion mit den Kindern:
Wenn du ein ehrliches Interesse hast, wie die Kinder die Gruppenstunde empfunden haben, frag sie dazu. Dies stärkt auch eure Beziehung. Mach dir bewusst, dass auch negative Rückmeldungen zur Gruppenstunde kommen können, um dich darauf einzulassen und nicht persönlich gekränkt zu reagieren. Du kannst die Reflexionsrunde mit Fragestellungen gestalten (z.B.: „Wie hat euch die Stunde gefallen?“) oder die momentane Stimmung der Kinder z.B. mit einem „Gefühls-Gesichter-Blatt“ oder einem „Stimmungsbarometer“ abfragen. 

Wie ist die Gruppenstunde gelaufen?
Wie hat es den Kindern gefallen? 
Was hätte ich gern anders gemacht? 
Haben wir das Ziel, das ich mir vorgenommen habe, erreicht? 
Wie war die Dynamik in der Gruppe?
Hat sich etwas ergeben, das für das nächste Mal wichtig ist?


Das nicht immer alles so gelingt und läuft wie du es geplant oder dir vorgestellt hast, ist ganz natürlich und muss überhaupt nicht an dir liegen. Lass dich davon nicht demotivieren oder entmutigen! Jede neue Gruppenstunde bringt eine neue Chance mit sich.

Gruppenleiter:in sein

Deine Aufgabe

Als Gruppenleiter:in deiner Kindergruppe hast du eine besondere Rolle. Einerseits bist du für ganz bestimmte Aufgaben verantwortlich, die wichtig für das Gelingen der Gruppe sind. Auf der anderen Seite bist du auch Teil dieser Gruppe, beispielsweise, wenn du dich selbst einbringst oder vielleicht einmal bei einem Spiel mitspielst.

Deine „Haltung“

  • Du orientierst dich an der Jungscharpädagogik.
  • Du bereitest vor, was ihr in der Gruppenstunde machen könnt.
  • Du trägst die Verantwortung für die dir anvertrauten Kinder.
  • Du betrachtest alle Kinder als gleichwertig. 
  • Du bist da, wenn Kinder Trost und Hilfe brauchen.
  • Du bemühst dich darum, dass sich alle Kinder in der Gruppe wohl fühlen können.
  • Du bist offen für die (religiösen) Fragen und Anliegen der Kinder.

Du bist Vorbild

Kinder lernen am meisten durch Modelle. So ein Modell bist auch du. Das bedeutet nicht, dass du perfekt sein musst, sondern vielmehr, dir dieser Vorbildfunktion bewusst zu sein und dein Verhalten zu reflektieren. Wichtig ist, denn Kindern nichts vorzumachen. Eine Atmosphäre in der es erlaubt ist, Fehler zu machen, nein zu sagen und die eigenen Grenzen zu kommunizieren ist eine sehr gute Voraussetzung dafür, dass sich eine Gemeinschaft bildet. 

Eine bestehende Gruppe übernehmen

Wenn du eine bestehende Gruppe übernimmst, ist das für die Kinder eine große Umstellung. Vielleicht gibt es Dinge, die du gerne ändern möchtest. Wichtig ist, dass du Gewohntes nicht von heute auf morgen komplett umkrempelst, sondern dir und den Kindern Zeit lässt. Ihr könnt gemeinsam überlegen, welche Rahmenbedingungen bzw. Regeln ihr neu miteinander aushandeln möchtet. Bei all der Unsicherheit, die bei den Kindern aufkommen kann, ist ein Wechsel der Leitung aber auch eine Chance. Nämlich: Unliebsame Gegebenheiten abzulegen und einen Neubeginn zu wagen.

Höhen – Tiefen – Alternativen

Auch wenn deine Gruppe sich einmal eingespielt hat, wirst du feststellen, dass es nicht immer gleichläuft. Wenn ein Kind eine Woche mal nicht kommt, hat das hat nicht unbedingt mit dir oder dem Gruppenstundenprogramm zu tun. Kinder sind vielfältig gefordert und oft gezwungen, schulischen oder anderen freizeitlichen Verpflichtungen den Vorrang zu geben. Wenn du nicht informiert bist, ist es sinnvoll anzurufen und nachzufragen. Damit zeigst du, dass dir das Kind wichtig ist und trägst zu einer Haltung der „Zuverlässigkeit“ bei.

Wenn du eine Gruppe leitest, können manche Momente oder Situationen ganz schön schwierig und vielleicht auch mal überfordernd sein. Dann ist es gut, dir Unterstützung von außen zu holen: Vielleicht gibt es andere Gruppenleiter:innen in deiner Pfarre, mit denen du dich beraten kannst. Oder du meldest dich einfach im Jungscharbüro.